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Hopfen-Bier-Sekt: Die ungewöhnlichen und exklusiven Getränke-Kreationen von Hildegard Heindl aus Au in der Hallertau gelten mitunter noch als Geheimtipp – doch das könnte sich bald ändern

Von Tobias Zell

Die Rezepte sind natürlich streng geheim. Da lässt Hildegard Heindl die Katze nicht so recht aus dem Sack. Was verständlich ist, denn das Rezept von Coca Cola gilt ja auch als eines der am besten gehüteten Geheimnisse der Welt. Wer will schon, dass jeder daheim ein mühsam entwickeltes Getränk einfach selbst zusammenmixt. Nur soviel verrät Heindl: Hopfen aus der Hallertau ist natürlich drin; und regionales Bier. Wein von der Mosel sowie natürliche, selbst hergestellte, Kräuterauszüge. Fertig ist der „Holled’Auer Hopfen-Secco“, der mitunter noch als Geheimtipp gilt. Doch das könnte sich bald ändern. Heuer gibt es das exquisite Getränk auch auf dem Pfaffenhofener Volksfest, ausgeschenkt in der Weißbierhütte der Familie Spitzenberger. Und im Oktober kommt eine besonders exklusive Variante auf den Markt: Ein Hopfen-Bier-Sekt, produziert nach einem champagner-ähnlichen Verfahren.

Hildegard Heindl (50) kommt aus Au in der Hallertau, hat zwei Töchter im Alter von zehn und 16 Jahren und arbeitet im Hauptberuf als Finanzbuchhalterin. In ihrer Freizeit aber, da werkelt sie zumeist entweder in ihrer Gewerbeküche, um edle Tropfen herzustellen, oder ist auf Veranstaltungen und Festen, um diese zu kredenzen. Drei Produkte hat die „Holled’Auer Doldenschänke“ – so nennt sich der kleine Betrieb – inzwischen im Angebot. 

Der „Holled’Auer Hopfen-Secco“ – der Name ist geschützt – ist vermutlich das bekannteste Produkt aus dem Hause Heindl. Und zugleich vielleicht das Ungewöhnlichste: Aus natürlichen Aromen, darunter hiesiger Hopfen, sowie Bier aus der Hallertau und Wein aus der Mosel-Region ist eine Geschmackskomposition entstanden, die es keineswegs an jeder Ecke gibt. Das Ergebnis ist ein spritziger Perlwein, der das typische Aroma des Hopfens in sich trägt und dem Trunk die besondere Note verleiht. Die 0,75-Liter-Flasche gibt’s im Handel für zirka elf bis 14 Euro. Nicht ganz billig, ohne Frage. Aber zum einen produziert Hildegard Heindl ja nicht in industriellen Mengen und zum anderen ist es auch eine echte Spezialität, die sie da aus der Taufe gehoben hat.

Mit dem grünen Gold verbunden ist Hildegard Heindl von Kindesbeinen an. Die Eltern hatten einen Hopfenbetrieb in Reichertshausen bei Au in der Hallertau, da musste die kleine Hildegard schon früh mit anpacken. „Vermutlich bin ich auch deshalb so gut im Töpfern geworden, weil ich als Mädchen in den Hopfengärten mit Lehm gespielt habe“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Von ihrem handwerklichen Talent wird später noch die Rede sein. 

Eigentlich ist Heindl gelernte Arzthelferin. Labortätigkeiten sind ihr daher nicht fremd, weshalb sie ihr Berufsleben später in ein Hopfenlabor verschlug, in dem sie zehn Jahre lang – davon sechs als Leiterin – tätig war. Die Idee für ein Mischgetränk mit Hopfenaroma habe sie seinerzeit schon gehabt, erzählt sie uns. „Aber damals, in den 1990er Jahren, war die Zeit dafür noch nicht reif.“ Als 1995/96 die neutrale Qualitätskontrolle für den Hopfen eingeführt wurde, seien firmeneigene Labore hinfällig gewesen, beichtet Heindl. Sie musste sich also einen neuen Job suchen. Und löste das auf ihre Weise: Sie besuchte die Akademie für Wirtschaft, schulte zur Finanzbuchhalterin um und ist seither in Freising in diesem Beruf tätig. 

Ihre Getränke-Kreationen wurden im Grunde geboren, als sie in Mutterschutz war. „Da war es mir auf Dauer zu langweilig und ich habe meine Ideen dann endlich umgesetzt.“ Auf dem Dellnhauser Volksmusikfest im Jahr 2007 stellte sie ihr erstes Hopfen-Mischgetränk vor. „Das kam sehr gut an und damit ging es für mich im Grunde los.“ Ausgeschenkt hat sie damals in selbstgetöpferte Schalen und Tassen. Doch damit habe sich die Kundschaft auf Dauer nicht zufriedengegeben. „Die Leute wollten mein Getränk in Flaschen haben, um es mit nach Hause zu nehmen.“ Hildegard Heindl machte sich also auf die Suche nach einer Sektkellerei. Eine lange Suche sei das gewesen, erinnert sie sich. Fündig wurde sie letztlich an der Mosel, wo sie sich seither regelmäßig einmietet, um ihren Hopfen-Secco abzufüllen. Mehr will sie darüber nicht verraten.

Prost mit Hopfen-Secco: Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (von links), Volksfest-Queen Julia Eichinger, Hopfenkönigin Anna Roßmeier, Festwirtin Julia Spitzenberger und "Hopfen-Secco"-Chefin Hildegard Heindl.

Neben dem Hopfen-Secco gibt es das „Holled’Auer Hopfagschbusi“ – für Zuagroaste vermutlich erst nach dem Genuss einiger Gläschen einigermaßen flüssig auszusprechen. Es handelt sich jedenfalls um einen hopfengrünen Bitterlikör, der spätestens seit den Zeiten von Hugo und Aperol-Spritz gut ankommt. „Mir war es auch hier wichtig, dass man den Aroma-Hopfen deutlich herausriecht“, sagt Heindl. Das „Hopfagschbusi“ eignet sich ihrer Meinung nach besonders zum Verfeinern von Sekt, aber auch zum Mixen von Bier-Cocktails. Der Weißbier-Cocktail sei besonders beliebt, weil da unter der weißen Schaumkrone das durch den Likör grün gefärbte Bier leuchtet. 0,35 Liter des Likörs kosten um die elf Euro. 

Wer’s noch etwas zünftiger mag, für den hat Heindl einen Bockbierlikör „gebraut“ – 0,2 Liter für 9,90 Euro. Dieses Tröpfchen empfiehlt sie zum Beispiel für Schoko-Bier-Cocktails. Klingt gewöhnungsbedürftig, werde aber immer wieder gerne genommen. Dazu braucht es flüssige Schokolade, dunkles Weizenbier und Doppelbock-Likör – fertig ist die Mixtur. 

Doch Hildegard Heindl hat schon den nächsten Pfeil im Köcher. Im Oktober kommt ihr Premium-Produkt auf den Markt, der „Doldenprickla“. Diese Kreation hat sie sich selbst zu ihrem 50. Geburtstag geschenkt. Es handle sich um einen nach einem champagner-ähnlichen Verfahren hergestellten Edel-Sekt, der in der Flasche vergoren wird und neun Monate reift. Auch in diesem Getränk finden sich wieder natürliche Aromen, unter anderem vom Hopfen, und ein Schuss Bier. „Aber der Doldenprickla ist noch spritziger und deutlich trockener als der Hopfen-Secco“, sagt Heindl. Nach einer exklusiven Vorab-Verkostung kann unsere Redaktion das durchaus bestätigen. 

Der Preis, zu dem der „Doldenprickla“ in den Handel kommen soll, stehe noch nicht ganz fest, sagt Heindl. Die Finanzbuchhalterin kalkuliert und rechnet noch. Die 0,75-Liter-Flasche werde aber wohl zwischen 20 und 30 Euro kosten. „Wir reden hier von einem echten Premium-Produkt“, betont sie. Erhältlich zunächst nur, so lange der Vorrat reicht. Als netten Gag gibt es einen Edelstahl-Anhänger für die Halskette dazu – in Form einer Hopfendolde.

Mit ihren Kreationen ist Hildegard Heindl auf verschiedenen Volksfesten in der Region vertreten, unter anderem in Freising, Wolnzach, Nandlstadt oder am Gallimarkt. Aber auch Kunden aus München hat sie in ihrer Kartei. Auf dem Pfaffenhofener Volksfest, das noch bis 15. September läuft, wird der Hopfen-Secco in der Weißbierhütte der Spitzenbergers serviert.  Auch über die kürzlich kreierte Dachmarke der „Initiative Regionalmanagement“ (Irma) vertreibt Heindl ihre Produkte, die auf diesem Wege zum Beispiel Einzug in die Regale fast aller regionalen Edeka-Märkte gehalten haben.

Außerdem hat es der Hopfen-Secco ins Sortiment vieler Hörl-Getränkemärkte geschafft, diverse Feinkost-Geschäfte bieten den edlen Trunk ebenfalls an. Abnehmer gibt es auch außerhalb der Hallertau, berichtet Heindl – zum Beispiel aus Regensburg, Nürnberg, aber auch in Köln. Und über ihren Online-Shop können sich die Kunden praktisch aus der ganzen Welt versorgen. „Mann muss sich einen Namen schaffen“, weiß Heindl. Das sei umso wichtiger, weil sie ja schließlich keine Billig-Produkte auf den Markt werfe, sondern praktisch in Handarbeit überschaubare Mengen produziere.

Dennoch: Die Auftragslage sei gut, sagt sie uns. „Meine Produkte hätten sicher noch viel Potenzial, wenn man sie in größerem Stil produzieren und vertreiben würde.“ Doch da stoße sie schon jetzt an ihre Grenzen, räumt die 50-Jährige ein. „Da müsste ich dann entweder eine richtige Firma gründen und Mitarbeiter einstellen – oder ich bräuchte einen Geschäftspartner.“

Weitere Infos unter www.hopfen-secco.de


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