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Das Geld soll bei der Planung einer nachhaltigen Infrastruktur helfen, die den Hopfen-Anbau angesichts zunehmender Trockenheit klima-resilienter macht. 

(ty) Bei der Realisierung eines ambitionierten Großprojekts hat der "Bewässerungs-Verband Hallertau" einen wichtigen Schritt nach vorne getan. Das Vorhaben, eine Infrastruktur zu schaffen, die eine Bewässerung von mehr als 12 000 Hektar an Hopfen-Fläche in sechs Landkreisen ermöglicht und damit hilft, sich besser vor der zunehmenden Trockenheit zu wappnen, wird vom Freistaat mit erheblichen finanziellen Mitteln unterstützt. Thorsten Glauber (FW), der bayerische Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, überreichte diese Woche in Wolnzach einen Förder-Bescheid über 9,5 Millionen Euro. Die erwarteten Planungs-Kosten liegen laut Ministerium bei bis zu 19 Millionen Euro.

Wie berichtet, will man sich in der Hallertau, dem mit 2400 Quadrat-Kilometern größten zusammenhängenden Hopfen-Anbau-Gebiet der Welt, konzertiert und mit immensen Investitionen für die immer größeren klimatischen Veränderungen rüsten. Rund 460 Hopfen-Pflanzer aus 51 Gemeinden in den Landkreisen Pfaffenhofen, Eichstätt, Freising, Kelheim, Landshut und Neuburg-Schrobenhausen haben sich aus diesem Grund zu einem Bewässerungs-Verband zusammengeschlossen, der das Ziel verfolgt, ein großflächiges Bewässerungs-System zu schaffen und damit langfristig die Existenz der Betriebe zu sichern. Im März dieses Jahres beschlossen die Mitglieder des Verbands, entsprechende Planungs-Aufträge zu vergeben – damals bereits in der Hoffnung, dass Mittel aus dem Umweltministerium fließen werden.

Der erst vor etwa einem Jahr gegründete Verband hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Hallertauer Hopfen-Anbau ein Stück weit klima-resilienter zu machen. Mit immer heißeren und trockeneren Sommern komme der Hopfen nicht mehr so zurecht wie früher, ist man beim Bewässerungs-Verband überzeugt. Angesichts zunehmender Ertrags-Schwankungen und geringerer Qualitäten in Extrem-Jahren fürchten die Hopfen-Pflanzer den Angaben zufolge um ihren guten Ruf als verlässlicher Lieferant für besten Hopfen an die Brauwirtschaft weltweit. Wie Johannes Stampfl, der Vorsitzende des Bewässerungs-Verbands, bei der symbolischen Scheck-Übergabe durch Minister Glauber berichtete, werden in nahezu allen weltweit relevanten Hopfenbau-Nationen bereits heute große Teile der Hopfen bewässert.

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Auch die Hallertau wolle sich fit für die Zukunft machen und für mehr Stabilität in der Hopfen-Produktion sorgen. Deshalb werde bereits seit mehreren Jahren zusammen mit den zuständigen Ministerien, Wasserwirtschaftsämtern und Landratsämtern intensiv an der Entwicklung einer nachhaltigen und leistungsfähigen Bewässerung gearbeitet. Ziel aller Beteiligten sei es, in naher Zukunft eine Anlage zu errichten, die in trockenen Sommern dem "Grünen Gold" der Hallertau das Wasser zur Verfügung stellt, um den Trocken-Stress der Pflanzen abzumildern.

Das entwickelte Konzept sehe vor, in der Hallertau mehrere Speicher-Becken zu bauen und diese mit Wasser aus den Flüssen zu befüllen, damit das Grundwasser geschont werde. Die Entnahme aus den Flüssen dürfe nur erfolgen, wenn genügend Wasser vorhanden sei oder gar Hochwasser geführt werde, betont Stampfl. In trockenen Sommern stehe dieses Wasser dann für den Hopfen zur Verfügung.

Der bayerische Umwelt-Minister Thorsten Glauber (FW).

In seinen weiteren Ausführungen informierte der Vorsitzende über den aktuellen Planungs-Stand. Nach der Gründung im vergangenen Winter gehe der Verband nun intensiv die Detail-Planungen an. In den vorgeschriebenen Ausschreibungs-Verfahren suche man nach geeigneten Planern. Er hoffe, dass bereits im kommenden Jahr erste Teil-Bereiche der Hallertau überplant sein werden und man diese Arbeiten bis Ende des Jahres 2027 fertigstellen könne, sagte Stampfl. Das bayerische Umwelt-Ministerium unterstütze das Projekt nicht nur finanziell, sondern auch fachlich.

Auf die große Bedeutung des Projekts für die gesamte Region machte Karl Pichlmeyer, der Vorsitzende des Hallertauer Hopfenpflanzer-Verbands, aufmerksam. Das Bewässerungs-Vorhaben entscheide für mehr als 700 Hopfen-Pflanzer-Familien in der Hallertau über den Fortbestand ihrer Existenzen. Die Errichtung eines Bewässerungs-Systems sei deshalb die entscheidende Weichenstellung für die kommende Generation, so Pichlmeyer. Über den wirtschaftlichen Aspekt hinaus sei der Hopfen-Anbau in der Hallertau aber auch seit Jahrhunderten der "Pfeiler für Kultur und Identität einer ganzen Region". Deshalb gelte es, diesen zukunftssicher zu machen. Pichlmeyer bedankte sich bei allen Mitstreitern und Unterstützern für das bisher bereits Erreichte und die konstruktive Zusammenarbeit vieler Organisationen.

"Das Bewässerungs-Projekt Hallertau ist ein Zukunftsprojekt mit Signal-Wirkung weit über Bayern hinaus", wird Minister Glauber in einer Presse-Mitteilung aus seinem Haus zitiert. "Das Prinzip des Projekts ist einfach und genial: Wasser speichern, wenn es da ist, und nutzen, wenn es gebraucht wird." Dank moderner Technik werde dabei nur so viel Wasser eingesetzt, wie nötig, so Glauber. Er spricht daher von einem "Gewinn für Bauern, Umwelt und Wasserschutz". Seinen Worten zufolge haben Wasserschutz und die sichere Versorgung mit Wasser in Bayern höchste Priorität. Die Weichen dafür habe man gestellt, mit der Gesamt-Strategie "Wasserzukunft Bayern 2050", den neuen Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben (RZWas 2025) und dem geplanten Wasser-Cent.

Das Konzept des Bewässerungs-Verbands der Hallertau basiere auf den Ergebnissen von vier Bewässerungs-Konzepten, die einzelne Bereiche der Hallertau abdeckten, heißt es aus dem Ministerium. Diese wurden demnach ebenfalls durch "RZWas" gefördert und zeigten, wie die Versorgung mit Bewässerungs-Wasser unabhängig vom Grundwasser erfolgen kann. So werde bei hohen Abflüssen Wasser aus Donau und Isar entnommen und zwischengespeichert, um in Trockenzeiten den Hopfen zu versorgen.

Neben Hopfen werden nach Angaben des Ministerium auch weitere so genannte Sonderkulturen wie Spargel oder Erdbeeren davon profitieren. Auf diese Weise ergebe sich insgesamt eine bewässerte Fläche von rund 17 000 bis 19 000 Hektar. Die erwarteten Planungs-Kosten liegen laut Ministerium bei bis zu 19 Millionen Euro – wovon der Freistaat 9,5 Millionen Euro beisteuere.

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